Andrea Chénier Jonas Kaufmann
Carlo Gérard Luca Salsi
Maddalena di Coigny Anja Harteros
Bersi, Mulattin J’Nai Bridges
Gräfin von Coigny Doris Soffel
Madelon Elena Zilio
Roucher Andrea Borghini
Pierre Fléville Nathaniel Webster
Fouqier-Tinville Christian Rieger
Mathieu Tim Kuypers
Der Abate Ulrich Reß
Incroyable Kevin Conners
Haushofmeister Anatoli Sivko
Schmidt Anatoli Sivko
Dumas Kristof Klorek
Dirigent Omer Meir Wellber
Oper im Setzkasten-Format
Wenn Andrea Chénier vielleicht auch kein ausgesprochenes Meisterwerk ist, so ist es auf jeden Fall ein wichtiges und bedeutendes Werk mit viel Substanz und großer musikalischer Intensität und Dichte komponiert von einem Könner mit untrüglichem Gespür für Bühnenwirksamkeit ohne aber billig und anbiedernd zu sein. Ohne Verdi zu imitieren verfolgt Giordano dennoch dessen vielerprobtes Rezept: eine zarte, intime Liebesgeschichte inmitten von Krieg und politischem Chaos. – Ein reizvoller Kontrast, bei dem die Echtheit der Gefühle der Protagonisten gleichzeitig auch die Sinnlosigkeit der Gewalt und des Wahnsinn entblößt, die um diese beiden Liebenden herum toben. Und wenn es auch kein Happy-End gibt, so siegt am Ende dennoch die Liebe – sogar im Tod. – Dieser Kontrast gepaart mit effektvoller, gehaltvoller Musik und einer dichten Handlung ist es, was den Reiz dieses Werkes ausmacht und exakt das wird durch die Regie zerstört: diese Dimension, die grandezza des Werkes wird durch diese zerstückelten Bilder zerrissen und der natürliche Fluss der Musik gerät ins Stocken. Und auch die Sänger wirken in ihrem Agieren in diesen beengten Verhältnissen seltsam beklommen und gehemmt.
Einmal abgesehen von stimmlichen Problemen: wie gelöst, motiviert und voll in der Rolle aufgehend Jonas Kaufmann in der Londoner Produktion gewirkt hat, spricht Bände darüber, wie wichtig für einen Sänger Arbeits-Atmosphäre, bedingungsloses Vertrauen in den Dirigenten und dessen Fähigkeiten und die Identifikation mit der szenischen Umsetzung sind. Ich muss gestehen, dass der Chénier in London, das überzeugendste war, was ich von Kaufmann bisher gesehen und gehört habe. Man hatte das Gefühl, die Partie würde ihm liegen und er vermittelte den Eindruck, als fühle er sich wohl wie ein Fisch im Wasser. Offensichtlich ein seltener Glücksfall, der weniger mit der Partie als mit besonderen Rahmenbedingungen zu tun hatte.
Ganz anders in München. Offensichtlich wurde hier bei der Personendeutung der Hauptfigur mehr Gewicht auf den Dichter als auf den Soldaten gelegt, Chénier als introvertierter, Hoffmann-ähnlicher Dichter mit Nickelbrille dargestellt, aber diese Deutung spiegelt sich nicht – oder bei weitem nicht zur Gänze – in der Musik. Dass aber nicht nur ein merkwürdiges Regie-Konzept, eine fehlende musikalische Respektsperson mit entsprechender Kompetenz am Dirigentenpult und eine Anfangsnervosität Jonas Kaufmann so merkwürdig schaumgebremst wirken lassen wird rasch klar. Er singt so gut wie durchgehend mit dem Bleifuß am Gaspedal. Dort, wo es (im Improvviso zum Beispiel) Feinheit und Zartheit braucht, fegt er drüber, nicht weil er will, sondern weil er nicht anders kann. Im Improvviso, wo es für die verschiedenen Teile Gestaltung, Struktur und Nuance braucht, um den Gegensatz zwischen der persönlichen Verklärtheit des Dichters und der rohen Realität klar zu machen, hat er andere Sorgen: da gilt es für ihn die Noten zu erreichen, da stemmt und forciert er und hat für Nuancen keinen Kopf. Und dort, wo er es mit piano und mezza voce versucht, bei der Einleitung zu dem Liebesduett im zweiten Bild „Ora soave“ scheitert er kläglich. – Der Ton ist ihm aber auch schon in London nicht sonderlich gut gelungen. Generell gibt er VIEL mehr Stimme als notwendig wäre – vielleicht auch eine Unsicherheit, wie die Stimme aus dieser zerstückelten Bühne in den Zuschauerraum trägt. Kaum klare Töne mit einem klar definierten Kern, immer schwammig und verquollen. Kaum eine natürlich fließende Gesangslinie, fast immer ertrotzt und erkämpft. Kaum Nuance und ECHTER Gesang, ein undifferenziertes Plärren, ein kehliges Stemmen und forcieren, das den Hörer müde macht und abstumpfen lässt. Interessant auch der Pausenfüller: Rückblicke auf Lohengrin 2009 und La Forza del Destino 2014 – beides mit Anja Harteros. Man erkennt, dass die Stimme, die auch 2009 schon sehr guttural und kehlig klingt, mit den Jahren einerseits immer enger wird, andererseits aber immer breiter und mit immer mehr Druck geführt wird. Was Kaufmann in den vergangenen Monaten passiert ist, ist definitiv keine Stimmkrise von heute auf morgen durch Stimmbandprobleme aufgrund einer Infektion – das war vielleicht das Tüpfelchen auf dem i, aber nicht der Auslöser. Wer Ohren hat, kann über die vergangenen Jahre nachhören, wie es dazu gekommen ist.
Auch Anja Harteros konnte man in den beiden Pausen-Ausschnitten anhören, dass sich damals schon einiges angekündigt hat. Obwohl die Arie mit kleinen Abstrichen der Höhepunkt des Abends war, muss man sagen, dass sie sich die Maddalena zwar erarbeitet hat, aber doch Einiges fehlt. Vor allem fehlen ihr stimmliche Substanz und das innere Brennen, mit dem Maddalena ab dem Moment, als sie zu ihrer Liebe findet, die Musik vorwärts treibt. Bei Harteros hat man immer den Eindruck, als würde sie zwar beherzt versuchen, mit der Musik Schritt zu halten, im Endeffekt läuft sie ihr aber immer ein Stück weit hinterher. Bis auf den Schluss gelingt ihr die Arie gut, sobald sie forcieren muss beginnt sie zu scheppern und die Stimme verliert den Fokus. Sie versucht fehlende stimmliche Substanz wettzumachen, indem sie alles verbreitert. Die Vokale werden breit und schwammig – jedes i, jedes o wird zu einem undefinierbaren a/ä. Das Schlussduett – eine Herausforderung für alle Sänger zu allen Zeiten, keine Frage (auch wenn transponiert wurde) – wird zu einem gegenseitigen Anplärren beider Sänger. Irgendwie Durchkommen auf möglichst hohem Niveau lautet da die Parole.
Plärren ist das Stichwort für Luca Salsi. Eine aufgeblähte, gestemmte Stimme, kehlig und steif ab der höheren Mittellage, mitunter geradezu dilettantisch geführt. In ein paar Momenten, wo er sie auch tatsächlich ein wenig zurücknimmt und auf dem Atem singt, scheint so etwas wie eine hübsche, eher dunkel gefärbte Bariton-Stimme durch. Schon bei geringer Belastung und sobald er in die höhere Mittellage wechselt wird die Stimme steif und kehlig. Durch die große Arie stemmt und forciert er sich mitunter wirklich dilettantisch und wird für seine Anstrengung mit großem Applaus belohnt.
Von den kleineren und kleinen Rollen fällt neben Elena Zilio als Madelon, durch deren GESANG und kluge Gestaltung so etwas wie Stimmung und Atmosphäre aufkommt, als einziger Andrea Borghini als Roucher auf. – Alle anderen Rollen rangieren zwischen halbwegs ok (Incredibile), ungenügend (Bersi) bis Zumutung (Gräfin und Fouquier-Tinville).
Wellber zeigt sich für einen merkwürdig zerfahrenen Chénier verantwortlich – viel Schwerfälligkeit, wenig Spritzigkeit und Élan. Keine klare Linie, ein musikalisches Gestolpere und Holpern, vor allem im ersten Bild mit ungenügender Abstimmung mit dem Chor.
Wie Comic-Strips wirken die kleinen Kästchen auf der Bühne, viel fürs Auge, viel zu sehen – aber keine Wirkung und vollkommen von der Musik ablenkend. Ein merkwürdig gehemmte Produktion – in jeder Hinsicht.
Non conosco bene il tedesco. Credo di non essere la sola. Si potrebbe avere una traduzione di questa recensione , per favore? Grazie in anticipo. Piccarda
Ohibò, la fine del mondo é vicina? Un’opera data alla Bayerische Staatsoper con VERI costumi e soprattutto VERE scenografie (dove per “vere” intendo aderenti alle indicazioni storiche del libretto e non il solito refrain di abiti moderni spacciati per costumi & scene vuote e/o minimaliste gabellate per scenografie)?
Si infatti sono rimasto sbalordito!!! Scene e costumi d’epoca!!! A Monaco ho visto negli ultimi anni dellle autentiche c….gate di spettacoli primis un allucinante Ballo in Maschera del marzo 2016. Speriamo non sia un incidente di percorso…..
E la scatolina a forma di cantina dove cantano per fare risuonare le voci perdute? …hahahah
Accurate costumes and a lot of simultaneous scenes ostensibly of daily life during the Revolution do not constitute an effective or authentic representation of The French Revolution. This production was historicist, not authentically historical. And the mise-en-scene(s) in cramped spaces thwarted the singers acoustically and dramatically. This production failed to be guided by the libretto or the score of Andrea Chenier.
Ringrazio gli estensori dei commenti che, involontariamente , ma cortesemente, mi hanno consentito di intuire la qualità di questo Andrea Chénier .
No comment sul silenzio del l team a capo del Corriere della Grisi , cui avevo chiesto una traduzione del post.
Non è stato dimenticato ma a volte il lavoro. …
con buona pace dei Grisini …avessero importato questa esecuzione per l’apertura di Sant’Ambrogio …potevamo scommettere su un trionfo……anche la direzione non mi sembra male…
https://www.youtube.com/watch?v=U2Q4-_0ufaA
……vuoi arrivare a dire che….
che probabilmente Kau è molto meglio di chi ci dovremo sorbire…
…avevo capito che alludevi a una cosa cosi. Vediamo….