BESETZUNGSÄNDERUNG RIGOLETTO
Dmitri Hvorostovsky muss aufgrund plötzlicher Erkrankung seine geplanten Auftritte in der Titelpartie von Verdis “Rigoletto” an der Wiener Staatsoper absagen. An seiner Stelle verkörpert Giovanni Meoni am 17., 20. und 23. Juni den Rigoletto und gibt damit sein Rollendebüt am Haus. Paolo Rumetz, der wie bereits bekannt gegeben am 26. Juni den Rigoletto singt, übernimmt die Partie auch in der letzten Vorstellung der Serie am 30. Juni.
Wir wünschen Dmitri Hvorostovsky eine gute Besserung und danken Giovanni Meoni und Paolo Rumetz für ihr kurzfristiges Einspringen!
„Werden für den Rigoletto ein englischer, ein russischer und ein italienischer Bariton engagiert…“
Die Geschichte zu diesem aktuellen „Rigoletto“-Block an der Wiener Staatsoper liest sich wie die Einleitung zu einem schlechten Witz. Tatsächlich ist bei dieser Produktion so Vieles schiefgegangen, dass es nicht einmal mehr zum Lachen ist. Dieser Rigoletto scheint – milde ausgedrückt – vom Unglück verfolgt zu sein.
Sie erinnern sich? Vor der Premiere gab es Unstimmigkeiten bezüglich der Gilda zwischen Meyer und Welser-Möst. Welser-Möst verließ daraufhin zuerst die Produktion und danach die Staatsoper. Während der Premiere musste Keenlyside die Vorstellung abbrechen und alle restlichen Vorstellungen absagen. Sein Ersatz Paolo Rumetz bekam im Laufe der Serie ebenfalls gesundheitliche Probleme und konnte nicht alle Vorstellungen singen. George Petéan sprang als Ersatz des Ersatzes ein. Aber das war noch gar nichts gegen die Besetzungsprobleme des aktuellen zweiten Blocks im Juni: bis in die kleinsten Partien blieb hier kein Stein auf dem anderen. Beczala sagte ab, Hila Fahima (die in der Premieren-Serie den Pagen(!!) gesungen hatte) war als Gilda vorgesehen, wurde aber durch Siurina ersetzt. Keenlyside hat aufgrund einer Stimmkrise für einige Monate gleich alle Auftritte abgesagt, auch den Wiener Rigoletto. Doch großer Triumph: mit Hvorostovsky wurde mehr als adäquater Ersatz angekündigt. Nun sind die Karten sind verkauft und die Absagen-Seuche, die weltweit derzeit wieder besonders stark grassiert, greift auch in Wien wieder um sich. Giovanni Meoni springt als Ersatz für den Ersatz ein, Paolo Rumetz darf wieder die letzten zwei Vorstellungen singen.
Kaum ein Verantwortlicher in leitender Funktion an einem der großen Opernhäuser weltweit wird mittlerweile bestreiten, dass es mit der handvoll „großer Namen“, die sich weltweit eine handvoll großer Bühnen teilen, zum Haareraufen ist. Es hagelt weltweit Absagen über Absagen. Die Gründe: gesundheitlich überempfindliche und nervlich angeschlagene Sänger, kranke Familienmitglieder, Scheidungen, stimmliche Probleme, falsche Rollen, schlecht oder gar nicht vorbereitete Rollendebüts, doppelt gebuchte Termine, spät oder gar nicht unterschriebene Verträge. Und wenn die Stars dann tatsächlich singen spürt und hört man von der Bühne her oft dünne Nervenkostüme und / oder schlechte Vorbereitung. Einige wie Peter Gelb oder auch Antonio Pappano räsonieren längst öffentlich darüber. Viele Verantwortliche halten ihren Sängern nach wie vor die Stange und tuscheln maximal hinter vorgehaltener Hand. Abstreiten kann es wohl kaum mehr. Die Opernwelt, oder besser gesagt: das Opern-Business, führt sich selbst ad absurdum. Über mangelnde Qualität wurde immer schon geklagt, auch Absagen gab es zu allen Zeiten ebenso wie empfindlichere Sänger und robustere Naturen. Was heute fehlt ist die Vielfalt an der Spitze und vor allem die Vielfalt und gleichzeitig hohe Qualität in den zweiten und dritten Reihen. Die Zuspitzung auf einige wenige Namen macht einem schmerzlich bewusst, wie schrecklich dünn und öde es in der Welt des Gesanges geworden ist. Umso mehr fällt es auf, wenn die zwei Dutzend namhaften Sänger, die weltweit von einem Haus zum anderen geschoben werden, um volle Häuser und Kassen zu garantieren dann oft genau zu jenem Zeitpunkt „plötzlich erkranken“, wenn der Kartenverkauf bereits in Gang ist, aber noch genug Zeit ist, um einen Ersatz zu finden…
Wie gesagt: „Werden für den Rigoletto ein englischer, ein russischer und ein italienischer Bariton engagiert…“
Keiner dieser ersten drei Sänger war zu seiner Zeit ein absoluter „Superstar“, aber sie alle waren gute bis ausgezeichnete Sänger, denen vielleicht bloß der „Glamour“-Faktor fehlte. Sie alle hatten eine gute Karriere zu einer Zeit als für diese Art von Sängern in der Opernwelt noch Platz, es noch Opern-Direktoren gab, die wussten WEN man WIE besetzt, und vor allem ein Publikum vorhanden war, dass gute Sänger zu schätzen wusste..